Mit dem Frühling sind auch die Insekten wieder in der Stadt zu beobachten. Und das hat seinen Grund, denn: Während wertvolle Lebensräume für Insekten immer seltener werden, finden sie in Städten teils geeignete Rückzugsorte. Städte leisten damit einen wichtigen Beitrag, um dem Insektenrückgang entgegenzuwirken. Daher ist es von großer Bedeutung, das Potenzial von Städten als Lebensraum für Insekten noch besser zu nutzen. Das Frankfurter Forschungsprojekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität: Libellen, Heuschrecken, Hummeln und Co.“ lädt ab sofort dazu ein, sich aktiv an der Forschung zur Insektenvielfalt in der Stadt zu beteiligen.
Insekten sind sicherlich nicht das erste, was einem zu Großstädten einfällt. Dabei finden Insekten weltweit inzwischen immer häufiger geeignete Ersatzlebensräume in Städten. Der Grund: In ihren „natürlichen“ Habitaten, im Wald und auf Wiesen oder Weiden, finden die Krabbeltiere und Fluginsekten häufig keine guten Bedingungen mehr vor. Sogar in Naturschutzgebieten gehen die Insektenpopulationen zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben Flächenversiegelung und Klimawandel gehört vor allem eine zu intensive Landwirtschaft dazu.
In der Folge finden viele Insekten inzwischen auf städtischen Balkonen, in Kleingärten, Grünstreifen und Parks bessere Lebensbedingungen vor. Konzepte und Maßnahmen zum Insektenschutz müssen deshalb neu gedacht, verschiedene Zusammenhänge besser verstanden werden. Welchen Einfluss haben etwa unsere Lebensstile auf die Insektenvielfalt in Städten? Unsere Freizeitgestaltung und die Art, wie wir wohnen und uns fortbewegen, können sich positiv oder auch negativ auf die biologische Vielfalt auswirken und damit auch auf die Insektendiversität. Auch fehlen Antworten auf die Frage, was jede*r Einzelne für den Schutz von Insekten tun kann. Dafür sind konkrete Handlungsempfehlungen notwendig.
Hier setzt das Forschungsprojekt „SLInBio“ an: Neun Projektpartner aus Forschung und Naturschutz in Frankfurt am Main untersuchen die Zusammenhänge zwischen städtischen Lebensstilen und Insektenvielfalt und bieten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern mit verschiedenen Veranstaltungs- und Beteiligungsformaten Gelegenheit, mehr über Insekten zu lernen und sich selbst im Projekt einzubringen. „Im ersten Projektjahr sind nicht nur die Forschungsarbeiten im Projekt vorangeschritten, wir konnten auch eine Vielzahl von Veranstaltungen rund um Insekten anbieten“, resümiert Projektleiterin Marion Mehring vom ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. „Im zweiten Projektjahr legen wir neben der Forschung einen Schwerpunkt auf die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger Frankfurts. Ihre Unterstützung ist eine wertvolle Ergänzung zur Arbeit der Forscherinnen und Forscher im Projekt.“
Aufruf: Beobachtungen zu Insekten auf Citizen-Science-Portal teilen
Konkret ruft das Projekt „SLInBio“ zur Unterstützung des wichtigen, aber sehr aufwendigen Biodiversitätsmonitorings auf. Das heißt: Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, eigene Sichtungen von Insekten auf verschiedenen Frankfurter Grünflächen mit Fotos, Filmen oder Tonaufnahmen zu dokumentieren und über das Citizen-Science-Portal „iNaturalist“ zu teilen. „Alle, die mitmachen, können mit ihrer Beobachtung dazu beitragen, dass ein möglichst umfangreiches Bild von den Insektengemeinschaften in Frankfurter Wiesen entstehen kann“, sagt Mehring.
Die Auswertung der gesammelten Citizen-Science-Daten nimmt das am Projekt beteiligte Senckenberg Forschungsinstitut vor. „Ein Insekten-Monitoring ist sehr aufwendig und komplex, weshalb wir in dem Projekt neue Methoden erproben wollen. Damit das funktioniert, freuen wir uns über eine rege Beteiligung, denn je mehr Daten wir zur Verfügung haben, desto besser können wir im Projektverlauf die Methoden evaluieren. Die Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern ist deshalb ein überaus wertvoller Beitrag für das Projekt“, sagt Daniela Warzecha vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.
Um die Zusammenhänge einer urbanen Insektendiversität möglichst umfassend zu begreifen, wird im Projekt „SLInBio“ inter- und transdisziplinär geforscht: Sozialempirische Methoden werden hierfür zusammen mit ökotoxikologischen Untersuchungen und partizipativen Ansätzen angewandt. Einen weiteren Schwerpunkt legt das Projekt darauf, neuartige Zugänge zum Thema Insekten zu ermöglichen und Erfahrungsräume zu eröffnen. Im Projektverlauf werden deshalb zahlreiche Workshops und Mitmach-Aktionen angeboten, die häufig auch künstlerische Aspekte miteinbeziehen. „Wir möchten die Sensibilität für das Thema Insekten erhöhen und die Menschen für den Insektenschutz begeistern“, sagt Marion Mehring. „In diesem Frühjahr und auch im Sommer bieten wir daher wieder vielfältige Veranstaltungen an, um den Wert von Insekten in der Stadt sichtbar zu machen und dazu anzuregen, sich auf kreative Art und Weise mit Insekten und der eigenen Einstellung zu ihnen zu befassen.“
Alle Informationen rund um die Möglichkeiten zur Unterstützung der Forschung im Projekt finden interessierte Bürger*innen auf der Website unter www.insektenvielfalt-frankfurt.org/insektenforschung-frankfurt
Im Forschungsprojekt „SLInBio – Städtische Lebensstile und die Inwertsetzung von Biodiversität“ untersuchen Frankfurter Forschungsinstitute gemeinsam mit Partnern aus der Praxis die Zusammenhänge zwischen städtischen Lebensstilen und Insektenvielfalt und bieten Bürger*innen vielfältige Möglichkeiten, die Insektendiversität zu erleben und sich an ihrer Erforschung zu beteiligen.
Förderung
SLInBio wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „BiodiWert – Wertschätzung und Sicherung von Biodiversität in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ als Teil der BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) gefördert (2020–2024).
Projekt- und Kooperationspartner
- ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung (Leitung)
- Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt
- Goethe-Universität Frankfurt am Main
- NABU Frankfurt am Main e.V.
- BioFrankfurt – Das Netzwerk für Biodiversität e.V.
- Palmengarten der Stadt Frankfurt am Main
- Grünflächenamt der Stadt Frankfurt am Main
- Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main
- MainÄppelHaus Lohrberg Streuobstzentrum e.V.
Kontakt:
Wissenschaftliche Ansprechpartnerin
Dr. Marion Mehring
Tel. +49 69 707 6919-39
mehring@isoe.de
www.isoe.de
Pressekontakt
Melanie Neugart
Tel. +49 69 707 6919-51
neugart@isoe.de
www.isoe.de